Dritte Bondo-Zeremine OHNE Beschneidung

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Geschafft – soeben haben wir die dritte Zeremonie für Bondo-Frauen durchgeführt, und das ohne das Ritual der Beschneidung! Mit der Durchführung der Zeremonie erhalten wir eine überlieferte Tradition am Leben, die sich aus Tänzen, Gesängen und aus Unterweisungen in Form von Theaterspielen zusammensetzt. Wir legen Wert darauf, dass sich am Ablauf der Zeremonie nichts ändert, ausser dass keine Beschneidungen stattfinden.

 

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Die Atmosphäre in dieser Gruppe von feiernden Frauen und Mädchen ist kraftvoll, ja sogar ein wenig hypnotisierend. Nach einer Woche wünschte man sich, man könnte bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Dezember 2011 bin ich mit Renata und Janny nach Masanga gereist. Beide wünschten sie sich, an einer Bondo-Zeremonie teilnehmen zu können, und zwar nicht nur von ferne, sondern mittendrin und mit allen Sinnen. Ich glaube, sie sind beeindruckt von dem, was sie dort erlebten, und ich hoffe, sie werden uns an ihren Eindrücken teilhaben lassen.   MEA-decembre-2011-010.jpg

 

Diese neue Art der Zeremonie dauert eine statt zwei oder drei Wochen, da die Beschneidungen der Mädchen nicht abgewartet werden müssen. Am Vorabend der Zeremonie tanzen alle miteinander: die Sampas - ehemalige Beschneiderinnen, die ihr Handwerk aufgegeben haben -, die Mädchen und ihre Familien. Spät nachts begeben sich die Frauen und Mädchen in einer langen Prozession zum Bondo-Haus. Dann bilden die Frauen einen Spalier und lassen, aus vollem Halse singend, die Mädchen eines nach dem andern an sich vorbei ins Haus eintreten. Nun gibt es bis zum Ende der Zeremonie keine Ausstiegsmöglichkeit mehr !

 

Die Sowés (Beschneiderinnen) reiben jedes neue Mädchen mit weisser Kreide ein, bevor sich diese einen Schlafplatz auf dem nackten Boden suchen. Am anderen Morgen begeben sich alle zusammen in den Busch. Es ist kühl zu dieser Jahreszeit, und deshalb wickelt man sich ein mit allem, was man findet, und zündet zum Aufwärmen ein Feuer an. Manchmal aber geht man trotz der Kälte zum Fluss oder in den Sumpf, um sich der Natur auszusetzen und Wasser auf seinem nackten Körper zu spüren.

 

 

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Anders als im Alltag isst man während der Zeremonie dreimal pro Tag. Am Morgen bringen die Mütter Brei, oder die Frauen aus dem Dorf nutzen die Gelegenheit, um kleine Mahlzeiten aus Manoik, Erbsen oder Weissmehl zu verkaufen. Mittags und abends organisieren wir jeweils Köchinnen, die die Mahlzeiten in enormen Kochtöpfen zubereiten. Die Menüs bestehen aus Reis mit Saucen aus Maniok- oder Kartoffelblättern oder aus Kürbis, Tomatenkonzentrat, Paprika, Zwiebeln und Maggiwürfeln, angereichert mit kleinen Stücken getrockneten Fischs, was jeder Speise einen ähnlichen Geschmack verleiht.

 

 

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Die Tänze sind mitreissend, und dieses Mal erhalten meine Begleiterinnen das Recht, ein richtiges Kostüm inklusive Kopfschmuck zu tragen. Wir lernen, den Körper – insbesondere die Wirbelsäule, die Schultern und das Becken - richtig zu bewegen, und was für die Einheimischen sehr einfach scheint, ist für uns eine richtiggehende Herausforderung. Man spürt sehr schnell die physischen Blockaden und auch die Hemmungen, sich in der Bewegung zu zeigen. Sie hingegen kennen keine Befangenheit – was immer in der Bewegung entsteht, ist für sie perfekt. Gesang an Gesang und verschiedenste Aktivitäten reihen sich aneinander, wie ihr aus den Bildern ersehen könnt.

 

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Dieses Jahr sind die Sowés aus Magburaka gekommen mit ihren kleinen Sampas, die ein rotes Foulard trugen und wie Königinnen tanzten. Sampas sind Tänzerinnen, und um das zu werden, bedarf es einiger Jahre strikten Trainings. Die Sampas geniessen bereits einen hohen Respekt. Ihnen steht das Recht zu, später Sowés zu werden. Manche von ihnen bleiben aber auch Sampas.

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Niemand kann der Reinigungszeremonie entrinnen, die mit heiligen Gesängen eingeleitet wird. Für die Zeremonie stellen die Sowés jeweils nach einem Geheimrezept aus Medizinpflanzen eine reinigende Flüssigkeit her.  

 

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Am letzten Tag der Zeremonie ziehen die Frauen und Mädchen weiss gewandet und singend durchs Dorf und künden den Familien an, dass bald alle nach Hause zurückkehren. Aus dem Busch zurückzukehren, ist ein Fest, und alles tanzt und singt. Selbst der Dämon ist mit von der Partie !

 

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Mehr und mehr solcher neuartigen Zeremonien zu finanzieren scheint mir das interessanteste Mittel zur Änderung der alten Gewohnheiten zu sein, denn es scheint mir, dass die Beschneidung viel eher eben eine Gewohnheit als wirklich eine Tradition ist. Bei jeder Gelegenheit rufe ich den Sowés in Erinnerung, dass sie nichts verlieren, wenn sie meine Vorschläge zur Änderung ihrer Gewohnheiten befolgen – ganz im Gegenteil: Halten sie an ihrem Handwerk der Beschneidung fest, werden sie im Moment, wo die Beschneidung in Sierra Leone verboten wird, ihre Tradition, ihren Status, ihren Broterwerb verlieren und im Gefängnis landen, während sie mit meiner Art der Zeremonie all das bewahren können.

Zurück vom Busch, um sich zu reinigen und in eine Prinzessin zu verwandeln mit ganz neuen Kleidern und sogar Schuhen und Schmuck.

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Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Zuwendungen und die Unterstützung meines Programms! Michèle

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